Pu der Bär hat mich von Kindheit an geprägt.
Seine Weisheit in der Dummheit,
seine Ehrlichkeit und Schicksalsergebenheit taugen zum Trost in fast allen Lebenslagen.
Milne schrieb diese Geschichten in den 1920er-Jahren für seinen kleinen Sohn.
Kaum jemals ist eine derart reine, tiefe Heiterkeit erfasst
und zu Papier gebracht worden. Prädikat: unsterblich.
Der Pu-Hardliner verabscheut natürlich die Disney-Bearbeitung
und betrachtet die unübertrefflichen Originalzeichnungen
von Ernest H. Shepard als maßgebend.
The Originals:
- Pu der Bär
Von Band 1 besitze ich ein vielfach geflicktes Nachkriegsexemplar.
Vergilbtes, weiches Papier – herrlich.
- Pu baut ein Haus
Band 2 (von dessen Existenz ich erst spät erfuhr)
steht in einer auch schon ganz schön altbackenen Ausgabe
aus den 1960er-Jahren bei mir.
- (neu übersetzter Sammelband in neuer Rechtschreibung)
Der ganze Pu in einem Band.
So kongenial, wie sie gepriesen wird,
finde ich die Übersetzung von Harry Rowohlt beileibe nicht.
Ich verstehe wohl durchaus, was er meint, aber die Worte, die er findet,
sind viel zu sophisticated für die Materie.
Hin und wieder gelingen ihm einige Passagen immerhin ganz packend.
Die überakribische Anwendung der neuen deformierten Schlechtschreibung
wirkt sich dann vollends fatal aus: Schlangensätze ohne Punkt und Komma.
Vielleicht der schwärzeste Punkt in meiner Pu-Rezeption.
- Winnie-the-Pooh
- The House at Pooh Corner
Nachdem ich an der deutschen Neuübersetzung nicht so viel Spaß hatte,
beschloss ich, mir den Originaltext anzuschaffen.
- When We Were Very Young
- Now We Are Six
Neben den beiden Büchern mit Pu-Geschichten
schrieb Milne auch noch zwei Bände mit kindgerechten Gedichten.
In einigen der Gedichte kommen Pu und die anderen Figuren vor,
dazu gibt es viele schöne Zeichnungen von Shepard.
- Ich und Du, der Bär heißt Pu
Milnes Kindergedichte nun auch auf deutsch.
So ganz 100%ig kann eine Abbildung aus einer Sprache in die andere sowieso nicht geraten,
bei solch einfachen Versen erst recht nicht.
Folgeliteratur:
- Pu der Bär und I-Ah oder wie man Trübsal bläst
Ein nützlicher Ratgeber zum Thema.
Zur Hälfte Auskopplungen aus den Originalen,
zum anderen Teil gut gefolgerte Lebensregeln.
- Benjamin Hoff: Das Tao te Pu
Ein echter Fehlschlag in der Nachfolgeliteratur.
Der Autor versucht Pu zum Zen-Meister zu erklären;
die Schlechtigkeit der Worte,
die er dem armen Bären dafür in den Mund legt,
entlarvt ihn aber sofort als instrumentalisierenden Überzeugungstäter.
So geht's ja nun nicht.
- Benjamin Hoff: Pu der Bär, Ferkel und die Tugend des Nichtstuns
Noch ein Hieb in dieselbe Kerbe.
- Ethan Mordden: Fit mit Pu
Nachdem ich von Nachfolgebüchern schon genug hatte,
kam noch dieser Band zu mir
und erwies sich als unerwartet witzig und gut eingefühlt.
- Roger E. Allen: Pu in Nadelstreifen
Noch so'n Nachfolgebuch.
Versucht das Tun eines Managers anhand der Vorkommnisse der Pu-Welt zu erläutern.
Nicht sehr gelungen.
- Harry Rowohlt: Pooh's Corner
Dieses Buch enthält gesammelte Kolumnen und Filmkritiken aus der »Zeit«.
Bis auf das Einleitungskapitel fast ohne Pu-Berührung.
Rowohlt führt den Pu-Titel »von geringem Verstand« zwar ohne jede Berechtigung,
doch wollen wir ihm diesen Spaß lassen:
seine Ergüsse lesen sich höchst gescheit und ich habe oft heftig schmunzeln müssen.
Wer bspw. Kurt Tucholsky, Max Goldt und Robert Gernhardt schätzt,
wird auch hier seine Freude haben.
- Harry Rowohlt: Pooh's Corner II
Bis auf einen Nachruf auf Christopher Robin ohne Pu-Bezug.