Wandgemälde von Tove Jansson
Diese besondere Seite von Tove Janssons malerischem Schaffen entwickelte sich, bevor der »Mumin-Boom« ihr Leben in völlig andere Richtungen fernab der Malerei lenkte. Für einen jungen Künstler in den 1940er- und 1950er-Jahre war öffentliche Kunst eine gute Möglichkeit, zu Bekanntheit und Geld gleichermaßen zu kommen. Interessanterweise scheiterten Toves Bewerbungen um ausgeschriebene Werke in der Regel, während sich die tatsächlich verwirklichten Werke zumeist ergaben, indem die Auftraggeber auf sie zu kamen. Im Vergleich zu Tove Janssons selbstbestimmt erschaffenen Gemälden auf Leinwand sind die Wandbilder inhaltlich eher auf Unterhaltung ausgerichtet.
Die geografischen Positionen von vielen dieser Arbeiten sind auf der Seite Muministisch bedeutsame Orte verzeichnet.
- Restaurant »Tullbommen«, Helsinki: Bemalung der gläsernen Fahrstuhltüren in Erd- und Dachgeschoss (wo das Restaurant sich befand) mit heiteren Szenen, 1941. Leider verschwand dieses Werk bei einem Umbau des Gebäudes in den 1970er-Jahren.
- 1943/44 stattete Tove Jansson die Mädchenschule in der Apollostraße, Helsinki, mit einem rechteckigen (3 × 1,5 m) und einem runden (⌀ 1,20 m) Glasfenster aus. Zumindest das letztere befindet sich bis heute an seinem urprünglichen Platz.
- Strömbergs Fabrik, Helsinki: Für den Arbeiter-Esssaal in Strömbergs Generatorenfabrik im Vorort Sockenbacka (Pitäjänmäki) malte Tove Jansson 1945 ein 3½×5 m großes Wandbild voller Freizeitmotive. Da dieses dem Auftraggeber nicht branchenspezifisch genug gestaltet war, fügte sie einer anderen Wand ohne Honorar ein zweites Bild mit Isolatoren und Blitzen hinzu. Die Bilder befinden sich heute im Helsinki Art Museum (HAM) und werden gewissenhaften Restaurierungen unterzogen – der damals hochmoderne Maluntergrund aus Insulit-Schichtplatten hat über die Jahre gelitten.
- Doppelfresko »Fest in der Stadt/Fest auf dem Land« im Rathaus von Helsinki, 1947. Dies war der Großauftrag, durch den Tove Janssons Bekannheit als Malerin sprunghaft anstieg. Die Fresken haben monumentale Ausmaße, und um die Anfertigung überhaupt zu bewältigen, wurde der Maler Niilo Suihko hinzugezogen. In den 1960er-Jahren zogen die Bilder in die Volkshochschule »Arbis« um; heute befinden sie sich im Helsinki Art Museum (HAM).
- zweiteiliges Wandbild mit märchenhaft glitzernden Figuren, Werkskindergarten in Kotka, 1949
- 1951 erhielt die Seefahrtschule von Kotka (Adresse: Kymenlaaksonkatu 29) ein Wandbild mit Meeresmotiven und -figuren, welches 2006 restauriert wurde.
- Wandmalereien, Hamina / 1952, als das Hotel »Haminan Seurahuone« in Hamina (Fredrikshamn) noch ein »Societetshus« war, brachte Tove Jansson hier große Wandmalereien zur Geschichte des Ortes an.
- Studentenwohnheim Domus Academica, Helsinki: 24 bemalte Glasfenster und einige gemalte Wandschmuckelemente, Ende der 1940er bis 1953; nur zum kleineren Teil erhalten.
- Wandbild mit dem Titel »Fågel blå« für den Speisesaal der damaligen schwedisch[sprachig]en Volksschule in Karis, 1953.
- Wandbild für die Personalcafeteria der »Föreningsbanken« in Helsinki, 1954. Vgl. Die Broschüre für die Föreningsbanken.
- Altarbild, Teuva / Die neue Kirche von Östermark/Teuva versah Tove Jansson 1954 mit einem großen Altarbild »Die klugen und die törichten Jungfrauen«.
- 1955-57 schmückte Tove Jansson das Treppenhaus des alten Kinderkrankenhauses »Aurora« in der Apollostraße, Helsinki, mit fröhlichen Mumin-Wandmalereien. 1998, ein Jahr nach Verlegung der Klinik ins Universitätskrankenhaus, brachte man an diesem neuen Standort Kopien der Gemälde an. Den Quellen zufolge gab es auch noch ein Deckengemälde, das bei im Liegen vorgenommenen Untersuchungen zur Ablenkung betrachtet werden konnte, aber von diesem fehlt bisher jede Spur.
- In Pori (Björneborg) eröffnete 1984 ein von Tuulikki Pietiläs Bruder Reima und seiner Frau Raili, einem Architekten-Ehepaar, gemeinsam entworfener Kindergarten. Das Gebäudeinnere erhielt drei großformatige Mumin-Gemälde, betitelt »Frühling«, »Sommer« und »Herbst«. Der Kindergarten heißt bis heute »Taikurin Hattu« (»Der Hut des Zauberers = Eine drollige Gesellschaft«), und die Kindergruppen tragen Namen aus der Muminwelt.
Ein 1991 vom Mumintal-Museum in Tampere herausgegebener Katalog enthält drei Kurzbeschreibungen dieser Bilder, die mit einiger Wahrscheinlichkeit aus Tove Janssons eigener Feder stammen und sich hier beim Überfahren der Bilder mit der Maus zeigen.
Seite zuletzt geändert: 07. 11. 2023 / 06:22
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