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Muministischer Rundbrief Mai 2015

Date: Mon, 25 May 2015 21:51:37 +0200

Liebe Troll-Zugewandte da draußen,

meine muministische Ermattung nach den Jubiläumsanstrengungen des Jahres 2014 verflüchtigt sich so langsam, nun wird es wieder möglich, in kleinen Schritten und ohne kalendarischen Druck dem Forschungsgebiete zu frönen. Zum Beispiel beginne ich mit einer kleinen Artikelreihe, zu der ich auf Vorrat schon drei Folgen geschrieben habe – und mit der ersten davon geht es auch sogleich los.

Muministisch bedeutsame Orte (1): Der Glosholmer Leuchtturm

Nach dem Russisch-Schwedischen Krieg wurde Finnland 1809 aus Schweden aus- und als halbwegs autonomes Großfürstentum ins Russische Kaiserreich eingegliedert. In der Folge wurden an der finnischen Küste neue Leuchttürme errichtet, um die Navigation der russischen Flotte zu erleichtern. 1835 wurde auch auf der Insel Glosholm im Schärengarten von Pellinge (ca. 40 km östlich von Helsinki) ein 39 Meter hoher Leuchtturm in Betrieb genommen, der sich aber angesichts der schwierigen Fahrwasser als unzureichend gelegen erwies. Daher wurde sein Feuer bereits 1862 wieder stillgelegt; man verkürzte den Bau um die Leuchtkanzel sowie ein weiteres Stockwerk und errichtete auf dem Rest einen Dachhelm, welcher durch ein rotes Seezeichen gekrönt war. In dieser Form war der Turm nicht nur eine auffällige Landmarke, die weiterhin den Wasserverkehr der Umgebung unterstützte, sondern wurde auch ein beliebtes Ausflugsziel für Bewohner und Urlauber in Pellinge.

Spätestens ab den 1920er-Jahren fuhr die Familie Jansson in dieser Gegend in ihre alljährliche Sommerfrische und so lernte auch die kleine Tove bald den weißen Turm mit seinem roten, spitz zulaufenden Dach kennen. Mit dem Muminhaus setzte sie ihm später ein immerwährendes Denkmal.

Im Zweiten Weltkrieg wurde dem Leuchtturm von Glosholm seine Auffälligkeit zum Verhängnis. Weil feindliche Flugzeuge sich bestens an ihm orientieren konnten, wurde er am 14. März 1940 gesprengt.

Eine alte Fotografie des Turms habe ich diesem Rundbrief angehängt, weitere Bilder nebst Erläuterungen in schwedischer Sprache sind hier zu finden:

http://www.pellinge.net/pellingefyr.htm

Dicke Jubiläums-Ausgabe der Mumin-Comics

Wer bisher noch nicht bei den Mumin-Comics in englischer Sprache eingestiegen ist – seit einigen Monaten bietet der kanadische Herausgeber Drawn and Quarterly eine Gesamtausgabe der ersten 5 Bände (d. h. aller Episoden von Tove Jansson) an, offenbar vermehrt um allerlei Bonus-Material. Man bekommt den Prachtband »Moomin: The Deluxe Anniversary Edition« (ISBN: 978-1770461710) hier und da sogar unter 50 Euro, was mir ziemlich fair erscheint, gemessen daran, was für einen Schatz man damit erwirbt.

Neuausgabe der »ehrlichen Betrügerin«

Der Verlag Urachhaus macht sich ein weiteres Mal um die Verbreitung von Tove Janssons Erwachsenenbüchern im deutschen Sprachraum verdient. Nun erschien »Die ehrliche Betrügerin«, ein packend-düsteres Personendrama, das ich natürlich nur bestens empfehlen kann (ISBN: 978-3825178895). Eine Inhaltsangabe habe ich auf

http://www.zepe.de/mumin/e82.php

angefangen. Beim neuen Buch handelt es sich um die schon bekannte Übersetzung durch Birgitta Kicherer, die 1986 erstmals bei rororo neue frau erschienen und dann lange vergriffen war. Was ich am wenigsten gelungen finde, ist das vom Verlag gewählte Titelbild einer von schwerer See gepeitschten Kaimauer – das Buch spielt im tief verschneiten Winter auf dem Land. Aber so sind sie, die deutschen Verlage; 100%ige, unverfälschte Werktreue scheint ihnen irgendwie unheimlich zu sein.

Mumin auf Junibacken

Sinnierte ich eben über einen Mangel an Jubiläen? Nachdem 2014 von offizieller Seite zu »Tove 100« erklärt worden war (mit Recht), versucht man nun 2015 als »Moomin 70« zu vermarkten, weil 1945 das erste Muminbuch in den Handel kam. Nun ja... Bisher scheint mir der Kommerzialisierungsdruck gering, doch mit dem Ausgerufenen mag es zusammenhängen, dass das Kindermuseum »Junibacken« auf der Insel Djurgården in Stockholm seit Februar für zwei Jahre einen Mumin-Schwerpunkt bietet. Für alle, die bis Anfang 2017 einen Besuch der schwedischen Hauptstadt planen und einer kindlichen Herangehensweise gegenüber offen sind, vielleicht ein Tipp. Infos auf Englisch hier:

http://www.junibacken.se/lang/english [Link zeigt nicht mehr das hier Beschriebene]

Damit grüßt bis zum nächsten Mal

Christian alias Zépé

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