Date: Sun, 10 Oct 2004 14:12:59 +0200
Liebe Mitinteressierte allüberall,
hier sind mal wieder einige Nachrichten aus der Mumin-Welt!
Die Reihen schließen sich: das Vorhaben des Arena-Verlags, die Mumin-Bücher in neuen Übersetzungen herauszubringen ist nun bald vollständig in die Tat umgesetzt. Als vorletzter Band erschien vor kurzem »Winter im Mumintal« – etwas außer der Reihe, was möglicherweise damit zu tun hat, dass die alte Übersetzung durch Dorothea Bjelfvenstam noch bis vor kurzem im Oetinger-Verlag lief (oder sogar noch läuft?).
Wer sich über den Inhalt des Buches informieren will, möge im Virtuellen Muminforschungszentrum (http://www.zepe.de/mumin/) in der Abteilung »Muminbücher« nachschauen. Hier sage ich nur soviel, dass diesem Buch eine herausgehobene Stellung zukommt, da es den Angelpunkt zwischen den kindlichen ersten Büchern und den erwachseneren späteren Büchern bildet.
Viel fällt mir an dem neuen Arena-Buch nicht zu rezensieren ein, und das ist ein gutes Zeichen. Birgitta Kicherer hat eine treffende, schön austarierte Übersetzung vorgelegt, die sich voll in den Dienst der Geschichte stellt. Das heißt, mit einer Ausnahme: Wie schon in früheren Büchern konnte die Übersetzerin es wieder nicht lassen, sich selbst durch Umbenennung einer Nebenfigur ein Denkmal zu setzen; so soll der Hund Ynk jetzt »Knick« heißen! Aber meine Grenze ist hiermit erreicht, und so werde ich im Muministischen Lexikon den Haupteintrag nicht verschieben, sondern weiterhin »Ynk« für den rechtmäßigen Namen halten, wie ihn auch Tove Jansson gesetzt hat, und wie er auf Schwedisch das Jämmerliche dieses Wesens ausdrückt. Doch ansonsten ist die Übersetzung sehr schön geraten, und ich kann das Buch nur empfehlen, beispielsweise als Weihnachtsgeschenk.
Nun fehlen also nur noch die »Geschichten aus dem Mumintal«, die Anfang des nächsten Jahres erscheinen sollen.
Vor einiger Zeit hatte ich schon einmal die Ankündigung gebracht, nun liegt mir das Werk auf sieben DVDs des Labels »Trickkiste« vor: die komplette polnisch-österreichische Puppentrickserie »Die Mumins« aus den 1970er-/1980er-Jahren, mit 78 Folgen fürwahr eine Sammlung von enzyklopädischen Ausmaßen. Dabei ist das Kompendium durchaus liebevoll aufgemacht.
Die 7 DVDs und das Beiheft stecken in einem witzigen vierfach aufklappbaren Kunststoffgehäuse. Jede DVD ist mit einem anderen Bild bedruckt. Auf technischer Seite ist zu vermelden, dass als Sprachen Deutsch und Englisch wählbar sind, sowohl für die Folgen selbst als auch für Untertitel.
Im Beiheft wird die Entstehungsgeschichte der Serie erzählt; demnach war Tove Jansson selbst in die Vorbereitungen eingebunden – für mich eine völlig neue Nachricht. Statistisches Material über die einzelnen Folgen in deutscher und englischer Fassung und ihre Ausstrahlungen sowie allgemeine Infos über Tove Jansson und ihre Werke runden das Beiheft ab.
Die Trickverfilmung folgt einer ganz eigenen Ästhetik. Ich möchte von zweieinhalb optischen Dimensionen sprechen, denn es wurde mit Halbfiguren aus Filz gearbeitet, deren Bewegungsphasen ganz traditionell abfotografiert und hintereinandergeschnitten wurden, so dass fließende Bewegungen entstehen. Requisiten, Szenerien und Bildhintergründe sind ein eigentümliches Gemisch aus realen und malerischen Elementen. Besonders interessant wird das, wenn es um die Animation von Feuer, Wasser und dergleichen geht.
Eine besondere Erwähnung verdient, wie liebevoll eigenständig die Szenerien animiert wurden: ganz im Sinne Tove Janssons geht die Illustration (also hier das bewegte Eigenleben der Umgebung) über die erzählte Geschichte hinaus. Ständig sind Bewegungen und kleine Gegebenheiten zu sehen, die im Text nicht kommentiert werden. Das erzeugt eine Komplexität der Handlung auf mehreren Ebenen, die der realen Welt entspricht und es ermöglicht, eine Episode gerne mehrmals anzuschauen.
Der unvergleichliche Hans Clarin leiht in der deutschen Fassung dem gesamten Geschehen seine Stimme, wobei niemand Angst vor Übertreibungen à la »Hui-Buh« oder »Pumuckl« haben muss. Auf der englischen Seite spricht Richard Murdoch.
Die Musik zur Serie habe ich bereits im vorigen Rundbrief besprochen; sie erzeugt ein wenig gute alte Fernsehherrlichkeit. Als Musiker frage ich mich natürlich, ob man die Ästhetik der Bilder mit einer neuen Musik etwas besser in die heutige Zeit transportieren könnte – aber konkrete Vorschläge habe ich keine.
Erhältlich ist das Werk hier:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/B0001FBCJ2/diemumins-21
Mika Pohjola, der Schöpfer der CD »Muminröster« bzw. »Moominvoices« (vgl. Rundbrief vom Januar 2003), wies mich darauf hin, dass er nun auch eine finnische Version seines Werkes fertig gestellt hat. Zwei neue Gesangsstimmen sind zu hören, und einige Arrangements haben sich etwas geändert. Der Titel des Ganzen ist »Muumilauluja« und die Scheibe erscheint diesen Monat, wahrscheinlich hauptsächlich in Finnland und den USA, so dass es möglicherweise nicht ganz problemlos sein wird, an das gute Stück heranzukommen. Hat jemand unter uns vielleicht gute persönliche Kontakte nach Finnland?
Eine mir neue detailliertere Muminseite fand ich unter der Adresse
(nicht mehr vorhanden)
– schön, dass der Mumin-Webkosmos wächst :-)
Im »Virtuellen Muminforschungszentrum« unter http://www.zepe.de/mumin/ selbst hat sich nichts Einschneidendes getan, aber die so am Rande integrierte Mumin-Briefmarkenabteilung ([Link nachträglich angepasst]) habe ich ein wenig auf Vordermann gebracht, aus Anlass des Eintreffens der 2004er-Marke der finnischen Post (vgl. vorigen Rundbrief).
Anbei ein Selbstporträt Tove Janssons aus dem Jahr 1947, also noch ganz am Anfang des Mumin-Lebenslaufes.
Damit grüßt wie immer aufs Muministischste
Euer aller
Zépé
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