Sat, 2 Mar 2024 12:43:37 +0100
Liebe Leute auf der Empfängerliste des Muministischen Rundbriefs,
frohes neues Jahr auch noch mal von mir. Es sind etliche Neue dabei, daher sei es mal wieder erwähnt: Wenn jemand diese Briefe nicht mehr erhalten möchte, genügt eine kurze Nachricht – wenn Ihr noch jemanden kennt, der unbedingt auch dabei sein sollte, dann immer her damit. Ich verkaufe Eure Daten nicht, keine Angst :-)
In dieser Folge geht es um keine originalen Werke von Tove Jansson, sondern um relativ bis brandaktuelle Bearbeitungen und Nachempfindungen des Mumin-Stoffs.
Im Spanienurlaub über den Jahreswechsel fand ich in einer Buchladenauslage das Bilderbuch »Correo Mumin«, abzielend auf Kinder zwischen 6 und 8 Jahren. Es bietet eine nicht von Tove Jansson stammende Geschichte, in der es darum geht, dass der Mumintroll vom im Winter abwesenden Schnupferich zum Trost eine Schatzsuche hinterlassen bekommen hat. Die Rätsel sind vor allem anhand von Briefen zu lösen, welche sich tatsächlich im Buch zum Öffnen und Entfalten befinden; das ist recht entzückend und erinnert an den Hasen Felix von Annette Langen, der in den 1990ern seinen Erfolgszug bei uns begann. So etwas habe ich natürlich gerne als Urlaubsandenken gekauft und trainiere damit nebenbei meine unzureichenden Spanisch-Kenntnisse. Hier beim Verlag gibt es einen Eindruck von dem Buch:
https://www.edelvives.com/es/tienda/correo-mumin
Im Nachhinein stellte ich fest, dass das Buch auch auf Finnisch und Englisch herausgekommen ist. Auf Deutsch leider nicht, das hätte ich vielem vorgezogen, was in letzter Zeit tatsächlich erschienen ist, zum Beispiel die unnötigen verkindlichten Nacherzählungen bei Urachhaus:
https://www.urachhaus.de/Lesen-was-die-Welt-erzaehlt/Bilderbuch/Die-Mumins-und-der-erste-Schnee.html
https://www.urachhaus.de/Lesen-was-die-Welt-erzaehlt/Bilderbuch/Abenteuer-im-Mumintal.html
Der Westdeutsche Rundfunk hat sechs Hörspielfolgen nach Muminbüchern produziert und bereits ausgestrahlt; dank der schönen Erfindung der Mediatheken ist es ja heutzutage kein Drama mehr, wenn man etwas zur originalen Sendezeit verpasst hat.
Man hat mit den ersten beiden Muminbüchern (»Mumins lange Reise« und »Komet im Mumintal«) angefangen, die auf zwei bzw. vier Folgen verteilt sind. Ich muss zugeben, dass ich mein eigenes Anhören recht bald abgebrochen habe, aber so viel meine ich doch begriffen zu haben, dass der Ehrgeiz darin lag, ohne Erzählertexte auszukommen. Folglich ist alles Dialog und Geräusch, dazu auch viel Musikuntermalung. Ich habe das nicht lange ertragen, weil die Sprecher/innen offenbar angehalten waren, nach Herzenslust zu nuscheln, und die sonstige Klangkulisse dann recht dominant darübergemischt wurde. Es würde mich aus einer akademischen Warte schon interessieren, ob jemand, der die Geschichten nicht kennt, aus diesen Hörspielen irgendwelche Rückschlüsse darauf ziehen kann, worum es eigentlich geht. Einstweilen versuche ich es positiv zu sehen: das muss doch neugierig machen, die (Buch-)Originale kennenzulernen? Das hoffe ich jedenfalls.
Aber bildet Euch ein eigenes Urteil. Hier geht es zur Hörspielreihe in der ARD-Audiothek:
Für den Sommer sind sechs weitere Folgen angekündigt.
Wer sich informieren will, was es in den vergangenen Jahrzehnten auf Deutsch bereits an Hörspiel- und Hörbuch-Adaptionen der Muminwelt gab – das Virtuelle Muminforschungszentrum weiß Rat:
https://www.zepe.de/mumin/veho.php
Ich bin kein Computerspieler in dem Sinne – ein paar Simulationsspiele habe ich ausprobiert, und dann und wann gibt es mal ein klitzekleines Autorennen am Bildschirm; doch von denen, die Ihr gesamtes irdisches Dasein dem Virtuellen Spiel widmen, trennen mich Welten. Von daher habe ich mich auch noch nie darum bemüht zu erfahren, was alles in Sachen Mumin-Computerspiele schon los war. Es hat wohl mal was für den Gameboy gegeben, und hier und da in fernen Ländern einige »Kleinigkeiten«, doch wie gesagt: ich habe echt mal keine Ahnung.
Doch seit längerem ist auch diese Branche komplett durchglobalisiert, und Moomin Characters in Helsinki ist nahezu unüberhörbar dabei, das neue Spiel »Snufkin: Melody of Moominvalley« anzupreisen. Man schlüpft hier in die Rolle des Schnupferichs, der im ständigen Widerstreit mit naturfernen Parks und deren Wächtern versucht, seine musikalischen Fähigkeiten zu vergrößern sowie die beschädigte Natur zu schützen. Dabei sind zahlreiche Rätsel und Aufgaben zu lösen, man erkundet das Mumintal und begegnet über 50 Figuren aus selbigem. Die Macher haben laut eigenen Angaben angestrebt, den Geist der Muminwelt aufrechtzuerhalten; demgemäß scheint es ein recht ruhiges Spiel geworden zu sein. Die Musik stammt von der isländischen Band Sigur Rós, einem großen Namen im Post-Rock-Genre.
Erscheinungstermin ist der 7. März, bedient werden die Spieleplattform Steam sowie Nintendo-Konsolen. Hier bei Steam kann man schon recht viel (auch filmisch) im Voraus sehen, wie sich das Ganze ausnimmt:
https://store.steampowered.com/app/1808680/Schnupferich_Die_Melodie_des_Mumintals/?l=german
Wenn es jemand von Euch in Zukunft mal ausreichend intensiv gespielt hat, würde mich ein Bericht interessieren; man könnte den auch im Rahmen des Rundbriefs veröffentlichen.
Am Ende ein Bild irgendwo aus dem Internet, wo ein (offenbar französischsprachiger) Anatom die nötigen (säugetiertypischen? gar menschlichen?) Muskelgruppen in einem Mumintrollkörper anzuzeigen versucht. Ich habe mich ein wenig ertappt gefühlt, der ich selbst schon eine Karte der Muminwelt zu zeichnen versucht habe...:
https://www.zepe.de/mumin/kart.php
... und meine Aktivitäten (selbstherrlich?) »Forschung« nenne. Dem Entenhausen-Universum, in welchem die berühmte Comic-Ente Donald Duck lebt, ist ja ungleich mehr solche vergnügliche Spekulation zuteil geworden, und das Ergebnis (»Wissenschaftlicher Donaldismus») ist erschlagend. Die Frage muss letztlich jede/r für sich selbst beantworten: Gibt es einen Punkt, an dem man besser aufhört? Und was ist mit jenen, die aus einem Buchstoff Filme, Computerspiele oder weitere Bücher machen?
Von daher grüße ich heute in einer zugleich optimistischen und nachdenklichen Weise.
Euer
Zépé
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